Kollegiale Beratung in zehn Schritten:

10 Schritte HBM

Der Leitfaden

für eine Fallberatung führt die Gruppe Schritt für Schritt durch den gemeinsamen Prozess.

Die einzig erforderliche Beratungsmethode ist dabei die freie Aussprache.

Mündlich, face-to-face,
dauert eine Fallberatung maximal 90 Minuten. Sie brauchen einen gemeinsamen Termin und einen geeigneten Ort für die Gruppe.

Schriftlich als Online-Beratung
hier auf kokom.net dauert eine Fallberatung 10 - 12, maximal 20 Tage. Sie beteiligen sich verbindlich zumindest einmal pro Tag, lesend und schreibend, wann und wo es für Sie passend ist.
Ihr Online-Raum unterstützt Gruppe und Moderation beim schrittweisen Vorgehen im Beratungsprozess.

Wenn Sie eine schriftliche Online-Fallberatung vereinbart haben:

  • Die:der Fallgeber:in richtet dafür einen Raum unter "Kollegiale Beratung" ein, gibt dem Raum einen prägnanten Titel, formuliert eine Kurzbeschreibung (Vertraulichkeit gewährleisten!) und lädt mit dem Online-Formular die Berater:innen ein; weitere Berater:innen können sich für diesen Raum "bewerben".
  • Das zweite im Fallberatungsraum angemeldete Mitglied wird zur Moderator:in. 
    (Ggf. kann diese Rolle auch einem anderen Mitglied im Beratungsraum übertragen werden.)

1. Schritt:      (5 - 10 Minuten)

Festlegen von Leitung und Fall

Die Beratungsgruppe arbeitet ohne eine:n von außen kommenden Leiter:in (Moderation).
Alle bekommen zu Anfang kurz Zeit, mit ein paar Sätzen als Person in ihrem Alltag, in der Gruppe anzukommen.

Zu Beginn der Kollegialen Beratung wird vereinbart, wer die Gruppe leitet. Die Leitung hat die Aufgabe die zehn Schritte zu moderieren (Anfang und Ende einläuten, Zeit strukturieren, Übergänge schaffen) und beteiligt sich als Berater:in. Ebenfalls wird zu Beginn entschieden, wessen Fall bearbeitet werden soll (Fallgeber:in).

Wenn Sie eine schriftliche Online-Fallberatung  vereinbart haben:

  • steht die:der Fallgeber:in und Moderation schon fest.
  • Vereinbaren Sie mit der Gruppe verbindlich, wieviele Tage für den Beratungsprozess zur Verfügung stehen. Empfehlenswert ist ein Zeitraum von 10-12 Tagen. Dazu ist ein täglicher Besuch des Raums von allen Beteiligten nötig. (Länger als 20 Tage sollte der Prozess keinesfalls dauern.)

Teilen Sie als Mitglied der Fallberatungsgruppe allen anderen mit, dass Sie sich auf die getroffenen Vereinbarungen, den Zeitrahmen und die Schrittfolge des Leitfadens einlassen wollen und können.

Die Moderation fordert danach die:den Fallgeber:in zum zweiten Schritt auf und bittet dort den Fall vorzutragen.

Wenn Sie eine schriftliche Online-Fallberatung  vereinbart haben,
öffnet ein Klick der Moderation auf "Schritt abschließen" den Dialog im zweiten Schritt.

Regel:
Die Leitung wechselt nach jedem besprochenen Fall.

2. Schritt:     (10 Minuten)

Vortragen der Problemsituation

Der Fall wird vorgestellt, die:der Fallgeber:in versucht das Problem so gut wie möglich zu fokussieren.

Die Moderation leitet zum nächsten Schritt über, wenn sie:er sich beim Fallgeber vergewissert hat, dass der Fall vorgestellt ist!

Regel:
Die Berater:innen folgen aufmerksam und konzentriert dem Bericht und achten z.B. auf die Wortwahl, Schreibstil, Reihenfolge der Informationen, sowie auf Empfindungen oder Assoziationen, die der Bericht bei ihnen ausgelöst hat, hören / lesen auch 'zwischen den Zeilen'.
In diesem Schritt spricht / schreibt nur der:die Fallgeber:in. 

3. Schritt:     (5 Minuten)

Nachfragen

Jetzt sind die Berater:innen an der Reihe und stellen Informations- und Verständnisfragen an den Fallgeber. Nicht alle müssen Informations – und Verständnisfragen stellen! Teilen Sie bitte kurz mit, wenn Sie keine Frage haben. Diskutieren Sie hier nichts! Stellen Sie nur Rückfragen, die Ihnen helfen, den Fall besser zu verstehen und mischen Sie keine eigenen Vermutungen und Informationen an dieser Stelle mit hinein.

Die Moderation fordert den:die Fallgeber:in zur Beantwortung auf und leitet danach zum vierten Schritt weiter.

Regel:
Es sind nur Informations- und Verständnisfragen erlaubt. Keine Diskussion, keine Vermutungen, Spekulationen etc.!

4. Schritt:     (10 Minuten)

Sammeln von Einfällen

Die Gruppe der Berater:innen sammelt Assoziationen, Empfindungen, Phantasien, die die Situation bei ihr ausgelöst hat. Hilfreich ist es, eigenen Einfällen Raum zu geben.
Z. B. mit wem identifiziere ich mich am meisten, warum? Löst eine Information bei mir Ängste oder Freude aus? Habe ich mich gelangweilt oder bin ich abgeschweift, als ich den Fall las / hörte? Hat irgendetwas meine Phantasie angeregt? Habe ich Assoziationen, die scheinbar gar nichts mit dem Fall zu tun haben? usw.
Dies alles können Sie für der Fallgeber:in jetzt mitteilen, denn es könnte für sie:ihn wichtig sein. Vermeiden Sie aber bitte alles nach dem Motto: "Das kenne ich schon, das habe ich auch schon erlebt." Dazu können Sie sich im 9. Schritt äußern! Bleiben Sie beim Fall!

Die Moderation leitet zum nächsten Schritt weiter, wenn sich die Berater:innen geäußert haben. Kurze Nachfrage bei den Berater:innen!

Regel:
Die:der Fallgeber:in hält sich während dieser Phase ganz zurück, auch wenn es schwerfällt, nicht sofort etwas „richtig stellen“ zu können. Sie:er soll sich darauf konzentrieren, alles aufzunehmen, was den Berater:innen zur dargestellten Situation einfällt und geht darauf erst im nächsten Schritt ein.

5. Schritt:     (5 Minuten)

Rückmeldung

Die:der Fallgeber:in sagt den Berater:innen, welche der Assoziationen ihr:ihm wichtig geworden sind (z.B. sind dadurch neue Perspektiven etc. ) und teilt der Moderation dann mit, dass ihre:seine Rückmeldung beendet ist.

Die Moderation fordert die Berater:innen zum nächsten Schritt auf.

Regel:
Nur die:der Fallgeber:in äußert sich! Die Berater:innen nehmen seine:ihre wichtigen Informationen auf und bedenken sie im Hinblick auf den nächsten Schritt, in dem wieder ihre Ideen gefragt sind.

6. Schritt:   (10 Minuten)

Sammeln von Lösungsvorschlägen

Jetzt sammeln die Berater:innen Lösungsvorschläge, die sie dem Fallgeber mitteilen. Er soll sich darauf konzentrieren alles aufzunehmen, was den Beratern zu seiner Situation einfällt und geht selber darauf erst im nächsten Schritt ein.

Die Moderation leitet zum nächsten Schritt über, wenn die Berater:innen ihre Beiträge abgeschlossen haben. Kurze Nachfrage bei den Berater:innen!

Regel:
Nur die Berater:innen äußern sich ! Der:die Fallgeber:in achtet auf die Lösungsvorschläge, auf die er:sie im nächsten Schritt reagiert.

7. Schritt:   (5 Minuten)

Rückmeldung

Die:der Fallgeber:in teilt den Berater:innen mit, welche Lösungsvorschläge ihr:ihm wichtig geworden sind und er:sie für sich verwenden will und teilt der Moderation mit, dass die Rückmeldung abgeschlossen ist.
Die Moderation fordert alle Gruppenmitglieder zum nächsten Schritt auf.

Regel:
Nur der:die Fallgeber:in äußert sich!

8. Schritt:   (10 Minuten)

Vertiefendes Gespräch

Gemeinsames Gespräch aller Gruppenmitglieder und Austausch über Dinge, die z. B. unklar geblieben sind. Eventuell können hier ergänzende und vertiefende Lösungsvorschläge diskutiert werden, möglicherweise auch Planungen erster Schritte zu einer Veränderung der Problemsituation angedacht werden. Dies hängt aber wesentlich von den Bedürfnissen und Wünschen des:der Fallgeber:in ab.

Die Moderation stellt das Ende dieses Schrittes fest (z.B. etwa, weil sich alle geäußert haben) und leitet zum nächsten Schritt weiter.

9. Schritt:   (5 - 10 Minuten)

Abschlußrunde - Sharing

Jetzt erst teilen die Berater:innen (also auch die Moderation) eigene Erfahrungen zum Fall mit. Jede:r kann kurz berichten, wo sie:er schon einmal selber Erfahrungen mit einem ähnlichen Problem hatte. Dies macht der:dem Fallgeber:in deutlich, dass sie:er mit dem Fall nicht allein ist und ermöglicht den Berater:innen, sich in den Beratungsschritten davor auf den eingebrachten Fall zu konzentrieren.
Diese Runde entlastet und verbindet die Gruppe.

Die Moderation beendet diesen Schritt ( z.B. weil sich alle geäußert haben),
und leitet zur Schlussrunde weiter.

10. Schritt:    (10 Minuten)

Feedback

Jetzt ist z. B. Gelegenheit für die:den Fallgeber:in sich bei den Berater:innen zu bedanken und/oder Rückmeldung an die Moderation für die Leitung zu geben.
Die Gruppenmitglieder können sich dazu äußern, ob sie in dieser Gruppe noch einen weiteren Fall bearbeiten wollen. Benennen Sie dazu bitte Ihr Interesse, wenn Sie selber einen Fall einbringen und einen neuen Raum dafür eröffnen wollen oder ob Sie lieber die Moderation für einen anderen Fall übernehmen wollen.

Wenn Sie in der Gruppe weiterarbeiten wollen, hat die Moderation noch folgende Aufgabe:

Vereinbaren Sie mit den Gruppenmitgliedern,
wer einen neuen Fall einbringt .

Für eine weitere Online-Fallberatung mit Ihrer Gruppe richten Sie einen neuen Raum ein und laden  Ihre Kolleg:innen erneut ein; die Usernamen finden Sie unter 'Mitglieder' im Fallberatungsraum, und auch unter "Meine Kolleg:innen".


Flyer Heilsbronner Modell - Überblick

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